Lesen Sie bitte den neuesten Artikel aus Spiegel-Online, den wir hier entnommen haben.
26. November 2008, 12:11 Uhr
TEURE ENERGIE
Stromkunden zahlen 9,7 Milliarden Euro zu viel
Für 14 Millionen Verbraucher wird Strom ab
Januar teurer, die Jahresrechnung steigt im Schnitt um 74 Euro. Das
Verbraucherportal Verivox rät jetzt zum Anbieterwechsel - allein durch
Kündigung des teuren Grundtarifs können Kunden deutlich sparen. SPIEGEL ONLINE
zeigt die Tarife im Vergleich.
Hamburg - Mitten in der Rezession trifft die deutschen Verbraucher
ein neuer Energiepreisschock: 354 Versorger wollen nach Angaben des Verbraucherportals
Verivox zum Jahresbeginn die Strompreise anheben - teilweise um bis zu 21
Prozent. Im Durchschnitt steigen die Grundtarife demnach für 14 Millionen
Verbraucher zum 1. Januar 2009 um 8,5 Prozent.
Der Energie-Gigant E.on hatte schon am
Dienstag angekündigt, dass seine sieben Regionalversorger den Stromtarif zum 1.
Februar 2009 um 7,4 bis 9,2 Prozent erhöhen. Allein dieser Preisanstieg
betrifft insgesamt rund sieben Millionen Kunden. Am Montag hatten bereits die
größten RWE-Töchter, Rhein-Ruhr und Westfalen-Weser-Ems, Erhöhungen in Aussicht
gestellt. Bei ihnen müssen drei Millionen Kunden einen Aufschlag von 6,8
Prozent verkraften.
Einem Vier-Personen-Haushalt mit 4000 Kilowattstunden
Jahresverbrauch entstünden dadurch Mehrkosten in Höhe von durchschnittlich 74
Euro pro Jahr. Insgesamt seien von den angekündigten Strompreiserhöhungen mehr
als 14 Millionen Haushalte betroffen, auf die eine jährliche Mehrbelastung von
mehr als einer Milliarde Euro zukommt. "So eine Erhöhungswelle auf einen
Schlag haben wir noch nicht erlebt", kommentierte der Chef der
Verivox-Energieabteilung, Peter Reese, die Entwicklung.
Alle Preiserhöhungen im großen SPIEGEL-ONLINE-Überblick
Dabei sei es für viele Verbraucher gar nicht nötig, dass sie
draufzahlen. Zusätzlichen Kosten würden sich durch den Wechsel eines
Stromanbieters oft vermeiden lassen. Private Haushalte könnten dadurch
mindestens acht Milliarden Euro einsparen, Gewerbekunden mindestens 1,7
Milliarden Euro.
Obwohl der deutsche Energiemarkt seit mehr als zehn Jahren
liberalisiert ist, hätten bislang nur 17 Prozent der Kunden von der Möglichkeit
des Stromanbieterwechsels Gebrauch gemacht, sagten die Verbraucherschützer.
Nach Angaben des Bundesverbands für Energie und Wasserwirtschaft (BDEW)
befinden sich derzeit noch 38 Prozent der privaten Haushalte in den teuren
Grundversorgungstarifen ihres örtlichen Versorgers.
Würden 14,8 Millionen private Haushalte von diesem Tarif zum
günstigsten Tarif eines anderen Anbieters wechseln, könnte jeder Haushalt
durchschnittlich 298 Euro pro Jahr sparen. In der Summe würde dies eine
jährliche Entlastung von mehr als 4,4 Milliarden Euro ergeben.
Die aktuellen Preiserhöhungen könnten einen Wechsel zu
Billiganbietern befeuern. Nach der letzte Preisrunde der Stromversorger
verloren E.on und RWE Hunderttausende Kunden an regionale und bundesweite Billiganbieter.
E.on rechnet diesmal allerdings nicht mit einer ähnlichen Abwanderungswelle,
sagte ein Sprecher dem "Handelsblatt". Der Konzern habe einen
Preisvergleich gemacht und sei auch mit seinen neuen Tarifen wettbewerbsfähig.
Andererseits erscheinen die Preisaufschläge zum Jahreswechsel
vielen Verbrauchern ungerechtfertigt. Wegen des Verfalls des Ölpreises, der
seit dem Sommer von 147 Euro pro Barrel (159 Liter) auf gerade noch 50 Euro
abgestürzt ist, hatten viele auch auf dem Strommarkt auf deutliche Entlastungen
gehofft.
Nach Darstellung der Energiebranche kommt der Effekt für die
Strompreise 2009 allerdings zu spät. Man decke sich üblicherweise über einen
längeren Zeitraum am Terminmarkt ein, hieß es. Die Lieferungen im kommenden
Jahr habe man schon im Sommer 2007 geregelt. Damals kostete eine Megawattstunde
an der Leipziger Strombörse EEX noch rund 55 Euro. Im ersten Halbjahr 2008
kletterte der Preis auf über 90 Euro an, ehe er wieder auf unter 60 Euro sank.
ssu
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